Rotkreuz-Helfer im Einsatz für Menschenrechte
HOHENFELS. Ü-Dorf ist umzingelt. Die Rebellenführer haben die regulären Truppen zurückgedrängt. Die Bevölkerung sucht Schutz in der Kirche und in einem Gasthof. Die Kampfhandlungen wurden unterbrochen, weil das Rote Kreuz zunächst mit den eingeschlossenen Bürgern sprechen wollte. Die beiden Rotkreuzler Matthias Straub und Christoph Tiebel wollten wissen, wie es der Bevölkerung geht und ob sie Hilfsmittel und Medikamente benötigt. Der Rebellenführer spricht mit den Rotkreuzlern und sagt den Schutz der Zivilbevölkerung zu.
All das passierte nur in einem Szenario auf einem Truppenübungsplatz. Mehrere tausend NATO-Streitkräfte üben militärische Taktiken und Vorgehensweisen. Viele Statisten sind in den Übungsdörfern – diese sind komplett errichtet mit allen Gebäuden, Krankenhäusern, Kirchen usw – und „wohnen“ dort. Sie sind Bestandteil eines sehr komplexen Szenarios. Ein Teil der Übung für die Streitkräfte und deren Führungskräfte besteht darin auch das internationale Völkerrecht in das Szenario einzubinden. In der Genfer Konvetion gibt es viele Regeln zum Umgang mit der Zivilbevölkerung oder auch zu Gefangenenlager. Damit dies auch realistisch umgesetzt wird, hat das BRK Helfer zur Verfügung gestellt, die die Funktion der Delegierten des Internationalen Comites des Roten Kreuz wahrnehmen. Matthias Straub und Christoph Tiebel hatten dazu in einem Lehrgang erst einmal die Schulbank drücken müssen: Einzelne Elemente des internationalen Völkerrechts mussten aufgenommen und verstanden werden. Fallstudie waren zu lösen; knifflige Fragen mussten beantwortet werden. Nach Abschluß dieses Lehrgangs zogen die beiden Oberallgäuer dann in ihrer Aufgabe als Delegierte des Roten Kreuz ins Manöver. Zuvor mussten noch einige Sicherheitsüberprüfungen gemacht werden. Teilweise sind bis zu 4 Rotkreuzler in den großen Manövern tätig und gehen dem nach, was ihre ureigenste Aufgabe ist: Beachtung und Umsetzung des internationalen Völkerrechts. Sie inspizieren Gefangenenlager, kümmern sich um die Versorgung der Verletzten, achten auf den Umgang mit der Zivilbevölkerung usw. „Wir haben ganz schnell vergessen, dass wir in einer Übung sind: gengnerische Parteien, die Bevölkerung alles hat uns sofort in eine realistische Welt versetzt“, so Matthias Straub. „Es ist erstaunlich, wie hoch die Militärs die Rolle und Funktion des internationalen Völkerrechts stellen; die Genfer Konvention hat in den Manövern einen enormen Stellenwert.“ Ergänzt Christoph Tiebel. Beide waren mehrere Tage im Einsatz. Direkt in den Übungsgeschehen wirken sie mit. Beispielsweise haben Sie in Konferenzen mit Landräten, Bürgermeistern und anderen Hilfsorganisationen (alles Rollenspieler) vor Ort mit den Beteiligten verhandelt. Aber auch bei den abendlichen Nachgesprächen zur Auswertung der Tagesereignisse war die Einschätzung der Oberallgäuer Rotkreuz gefragt: „ Sehr sorgfältig wurden die Geschehnisse des Tages unter den Aspekten des Völkerrechtes ausgewertet.“, so die positive Meinung von Straub und Tiebel. Das Rote Kreuz leistet so einen aktiven Beitrag zu Verbreitung des humanitären Völkerrechtes und wird auch bei den nächsten Großübungen der NATO-Truppen sich wieder um die Genfer Konvention kümmern.